Eine weitere Übersetzung steht ab sofort für Aufführungen zur Verfügung: STATE FAIR, mein sechstes Musical von Rodgers & Hammerstein (sofern man die sehr unterschiedlichen Fassungen von CINDERELLA als nur ein Werk zählt). STATE FAIR ist noch niemals in deutscher Sprache auf die Bühne gelangt. Es ist die Geschichte einer Farmersfamilie aus Iowa, die im Sommer zur großen Jahresschau in die Hauptstadt fährt. „State Fairs“ sind in den USA-Bundesstaten die typischen jährlichen Landwirtschaftsschauen und -wettbewerbe, die im Laufe ihrer Geschichte mit immer mehr Buden, Fahrgeschäften, Pferderennen, Rodeos, Shows, Tanzveranstaltungen u. ä. den Charakter großer Volksfeste oder Jahrmärkte angenommen haben. JAHRMARKT lautet denn auch der deutsche Alternativ-Titel, unter dem der Verlag das Stück nun vertreibt.
Man erlebt darin viel sympathisches Familien-‚Business‘, zwei romantische, doch problematische Liebesgeschichten, das Bangen, ob Mutter mit ihrem Eingemachten und Vater mit seinem Zucht-Eber die Wettbewerbe gewinnen, und ansonsten allerlei Kolorit aus der Zeit um 1946. Es menschelt also gehörig! Doch wenn der Kinostreifen, der dieses Musical ursprünglich war, heute reichlich zuckrig erscheint (was sich schon im deutschen Filmtitel „Jahrmarkt der Liebe“ ausdrückt), so hat die 1996 posthum für den Broadway entstandene Bühnenfassung genau die Mischung aus Sentimentalität und Witz, die so ein Musical braucht und für die Amerikaner den Begriff „tongue in cheek“ kennen. Alles wird also mit einem Augenzwinkern präsentiert und fühlt sich dennoch lebensecht an, wobei es hier um das Leben ganz normaler Leute geht – so, wie es immer das Bestreben Oscar Hammersteins II. gewesen ist.
Vor allem aber hält STATE FAIR richtig gute Musik bereit, darunter natürlich das Oscar-prämierte „It Might As Well Be Spring“, außerdem unter anderem ein Barbershop-Liebeslied auf ein Schwein oder die muntere Ensemblenummer „Iowa“ – eine schmissige, mit Lautmalerei gespickte Heimathymne, mit der die Autoren wieder aufgriffen, was ihnen schon kurz zuvor mit dem Titelsong von OKLAHOMA! gelungen war. Mein persönliches Lieblingslied ist „The Next Time It Happens“, aus PIPE DREAM hier eingelegt: Ein perfektes kleines Juwel, das atemlos den Takt mit einer Achtel-Pause beginnt, trotz einigen weiteren originellen Unregelmäßigkeiten der Gesangsstimme sehr eingängig ist und der mädchenhaften Hauptfigur eine leicht bittere Umkehr ins Kämpferische beschert. Mehr zu Stück und Hintergrund ist im sehr informativen Artikel der englischen Wikipedia nachzulesen: https://en.wikipedia.org/wiki/State_Fair_(musical). Ebenso beim Verlag: https://www.concordtheatricals.com/p/65871/state-fair.